Donnerstagmorgen

Vom Schreibtisch aus sehe ich schnellziehende Wolken.

Penelope im Gespräch mit Circe, während die Halbbrüder Telemachos und Telegonos das Boot einholen.

Ein Gespräch der beiden Frauen ohne Masken. Das nichts auslässt, nichts hinzufügt.

Vogelgezwitscher. Im Hiroshimapark blühen Krokusse lila und Trauerweiden gelb. Teichhühner laufen durch Osterglocken. Eine Silbermöwe beobachtet ein davon schwimmendes Stockentenpaar.

In meinem noch zu lesen Bücherstapel befinden sich weiterhin: ich bin Ariadne von Jennifer Saint, Christa Wolf’s : Kassandra und Medea. Und Odysee

Ich bin überrascht über den Sog des Romans von Madeleine Miller.

Mittwoch mit Möwen und Licht

Es hat mir noch niemand bestätigt.

Die Möwen, das Licht und der Frühling sind eins.

Sie jagen dann mit spöttischem Gelächter über Häuserdächer.

Das melancholische Krächzen der Krähen verstummt.

Der Wind warf mir eine Geschichte ins Netz.

Ein Odysseus der Gegenwart. Geblendet vom Fluch der Götter, trotzte er dem Schicksal- lachend.

Dienstag mit Krokusblüte, vollstationärer Unterbringung von Kleinkindern und den Tagebüchern der Alba de Céspedes

Krokusblüte. Odysseus erzählt voller Wehmut von seiner Gemahlin Penelope, die sich den ersten Krokus des Jahres ins Haar steckt. Glücksbringer. Der Listenreiche ist bei Circe gestrandet, nachdem einer seiner Mannschaft die ungünstigen Winde losliess.

Und sonst?:

Die Thematik der im Wochenheim betreuten Kinder in der ehemaligen DDR wird aufgearbeitet.

Das nicht gehörte Kind erhebt seine Stimme. Zunehmend lauter werdend.

Dir ging es doch gut dort.

Mir ging es nicht gut.

Gib Ruhe.

Die Stadtbücherreien schreiben, die Tagebücher der Céspedes seien angekommen.

Das verbotene Notizbuch

Vor der Haustür empfängt mich Frühlingsregen. Das Kopfsteinpflaster glänzt, Möwen kreisen über den Dächern.

Im Cafe Paletti sitzen die ersten Gäste.

Sonntag mit tanzender Waldschnepfe

Heute morgen in der Ornithologengruppe gefunden. In der Coronazeit entstanden, eine der bereichernden Dinge in meinem Alltag.

Der “versuchs du kriegst mich eh nicht Gang.”

Einmal fand ich eine tote Waldschnepfe am Waldrand im Vorort. Keks furchterstarrt hatte mich darauf aufmerksam gemacht.

Ein Fuchs vielleicht. Die Federn lagen überall. Drei sammelte ich auf, stellte sie später in eine kleine Vase auf dem Fensterbrett.

Eine Schicht liegt vor mir

Ich gehe gern zur Arbeit. Dabei bleibt es.

Der Nachbar baut.

Euch allen einen schönen Sonntag.

Samstag mit Frühling und Circe

Der Wind strich um den kleinen Kiel. Sanft . Ich stieg aus. Frühlingshafter Abend, die Schicht war zu Ende. Lichter über dem See, in der Luft ein Hauch von Frühlingserde.

Später setzte ich mich auf das Fensterbrett. Sah den Krähen zu im Baum. Sie kennen mich jetzt. Es stört sie nicht mehr, wenn ich in der Nacht das Fenster öffne

Es war ein guter Tag gewesen. Einer von denen die man als geglückt bezeichnen konnte.

Geträumt: An Bord der Hansekogge. Nach geruhsamer Fahrt, geriet das Schiff unvorhergesehen zwischen Skylla und Charybdis. Ich bekam Panik. Eine die Taschenspielertricks drauf hatte, lächelte mir zu, während sie mit Bällen jonglierte. Seenot.

Leicht nehmen, sagte sie mit Spott in den Augen und einem verschmitzten Zug in den Mundwinkeln.

Ihr zu Füssen ein Löwe und ein Eber.

Lese: ich bin Circe ( um mir die Sagenwelt der Griechen zu erschliessen. Ich brauche sie für Ulysses)

Donnerstag mit Trompetentierchen

Gestern im eigenen Blog gestöbert. Gesehen, dass ich im Oktober schrieb-ich, sei glücklich in der kleinen Wohnung. Die Wohnung war Zufluchtsort nach einem brachialen Jahr. Es war die Zeit, als ich (für kurze Zeit) Ziegenkäse ass und auch mal zu einer Operngala ging. Freiwillig hätte ich das Haus nicht verlassen. Dabei bleibt es. Ich wollte bei den Kindern bleiben. Ich habe verloren. Auch das gehört zur Freiheit. Der bitterste Verlust in meinem Leben war dieses-von den Kinder wegzugehen, kurz bevor sie flügge waren.

Mitte Oktober kam die Rechnung. Dafür dass wir auf offener Bühne nicht gestritten hatten, war das verdammt viel Geld.

Wenn man Wasser auf Heu gießt erschafft man Trompetentierchen, so las ich es heute morgen in einem Blog.

Denke: Es gab Heu, es gab Wasser und ich will kein Trompetentierchen sein.

Donnerstag mit Krähenvolk, Schneeflocken und es wird trotzdem Frühling

Ein Eichelhäher mischte sich unter das Krähenvolk. Schneeflocken fielen und D. sagte: wenn du möchtest, leihe ich dir ein Kleid für den Abiball deines Sohnes.

Das hat mich berührt. Weil ich D. kaum kenne, weil ich sehe wie hart sie arbeitet-immer mit einem Lächeln und weil sie selbst nichts hat.

Ich verstehe meine Tante, die damals, sich nach einem Philosophiestudium entschied, als ungelernte Arbeiterin in den Leuna- und Bunawerken ihr Geld zu verdienen. Dreissig Jahre lang. Immer kehrte sie mit Geschichten im Netz nach Hause.

Was bleibt, wenn ein Arbeiter stirbt?, lässt Werner Bräunig seinen Protagonisten fragen.

Und sonst?: Die Krise fungierte als Brennglas. Ich sah.

A. sagte einmal, er hätte gelernt den Worten der Menschen weniger Bedeutung beizumessen. Man erkennt an den Handlungen das genügt.

Ich verachte Feigheit, Lügen, Opportunistisches Dasein.

Es wird Frühling.

Samstag mit Otyken und Marina Abramović: “Die Kunst des Hörens”

Mit Otyken den Tag begonnen. Klares helles Blau des Himmels. Noch sind die Zweige der Bäume nackt. Ragen wie Speerspitzen in den Himmel, sttrecken sich den Sonnenstrhlen entgegen. Noch ist es kalt. Und windig.

Lese Marina Abramović

https://www.arte.tv/de/videos/088010-000-A/marina-abramovic/

Tagebuchbloggen am 5.

https://bruellen.blogspot.com/2023/03/050323-wmdedgt-0323.html?m=

Frau Brüllen fragt: was machst du eigentlich den ganzen Tag . Und das fragt sie an jedem 5.

5.00 Uhr der Nachbar von oben baut. Nicht laut aber beständig. Ich rufe nach oben: was ist denn mit der Sonntagsruhe?

Man braucht nicht laut rufen. Die Wände sind dünn wie Papier.

Was lustig ist weil die Aussenmauern oft jeden Empfang am Telefon ruinieren.

Ich schlafe noch mal ein.

9.00 Uhr. Ich widme mich dem Blig, trinke Kaffee. In drei Stunden werde ich zur Arbeit fahren.

Arbeit: D. fragt mich: lebst du allein? Ja, sage ich.

Willst du keinen Mann? Nee erstmal lieber nicht antworte ich. Überlege noch mal kurz und sage nee : erst mal lieber nicht.

D. bricht in schallendes Gelächter aus. So beginnt der Arbeitstag.

Es fiel Schnee.