Als würde man sich in dieser genialen Neuverfilmung von Ingmar Bergmanns „Szenen einer Ehe bewegen.“ Vorausgesetzt man liest „Die Gefangene“
Zwei Menschen unter einem Dach, unfähig zueinander zu finden oder auseinanderzugehen, machen sich das Leben zur Hölle. Albertine wird überwacht, verweigert aber, sich vollständig aufzugeben. In den zwanzig Seiten heute , ist die Trennung vorweg genommen. Ein Täuschungsmanöver Marcels um Albertine klein zu halten, leiden zu sehen. Sie leidet. Und mit dem Leid ebnet sich der Weg zum nächsten Band „Die Flüchtige.“
Man ahnt: das geht nicht mehr lange gut. Marcel kann Albertine nur lieben, wenn er sie schlafend vorfindet. Vielleicht, weil in der Betrachtung jede Verstellung verschwindet und auch die Schlafende jetzt einfach- ist.
Jeder Schlaf und jedes Aufwachen leiten ein neues Kapitel ein oder weisen darauf hin. Marcel vergleicht in diesem heutigen Absatz Albertines Bett mit einem offenen Grab. Nicht nur die Trennung bahnt sich an, auch ihr Tod.
Und sonst?: Hätte gern eine Francoise. Nach der Arbeit eingekauft, vorgekocht, Wäsche gewaschen. Seit Covid benötige ich einen Mittagschlaf. Mein Geruchssinn hat eklatant gelitten. Bisher war dieser essentiell bei meinem Tun. Nun muss es ohne gehen.
Dauerregen, lichtlos, trotzdem am Morgen frühlingshaft. Rabenvögel verließen Schlafbäume, um dem Tagesgeschäft in der Mülldeponie nachzugehen. Technische Krähenrufe dringen aus Lautsprechern. Sie sind zu schlau für solch Täuschungsmanöver.
Ich stehe früh auf, gehe früh zu Bett. Der Nachtmensch in mir trauert. Ich kann diesen frühen Morgenden dennoch etwas abgewinnen.