Sonntag mit Jimmertal und November

Beim Kartoffelschälen Jimmerhtal und Schoof gehört, während der Dozent bemerkt, Buxtehude wäre nicht einmal gefallen.

Das zumindest war an Corona Gewinn gewesen: Ringvorlesungen online. Wie zum Beispiel diese:

Wenn Zeit ist lese ich Dr. Faustus von Thomas Mann. Adrian Leverkühn hat für mich ein Gesicht. So geschehen auch, als Francoise in der Recherche plötzlich das Antlitz von Mrs. Brill aus Mary Poppins trug. So vermischen sich Alltag und Lektüre, schaffen in der Verschmelzung ihre eigenen Bilder.

“Dein Lieblingsmonat, wenn ich mich recht erinnere.” Luise sagt das.

Es gibt keinen Monat den ich lieber hätte, als diesen dunklen, nasskalten November mit der ihm innewohnenden Zeitumstellung. Er gibt die offizielle Erlaubnis zum Rückzug.

Kerzenlicht, Cappucino. Buch. Das ist Glück. Die ein oder andere Oper könnte mal wieder dazukommen, die ein oder andere Reise auch.

Lübeck ist in Planung, Dresden im Dezember. Ideen greifen, wie es sich weiterarbeiten ließe. Konsolidieren. Um die innere Freiheit ringen, während äußerlich die Lage anstrengend ist-durchaus.

Ich wünschte die Zeit wäre reif, dieses Haus verkaufen zu können. Erst das würde in Gänze ermöglichen eigene Wege zu beschreiten.

Getrennt und doch nicht getrennt. Es ist ermüdend.

Ausreichend gejammert, nun geht es in den Wonnemonat November mit Kerzenlicht, Dr. Faustus und Lübeck in Aussicht. Was will ich mehr,

Willkommen Mister Herbst

Du stehst in der Tür. Es ist wieder so weit.

Du erscheinst verändert, heller, klarer, aufrechter irgendwie.

“Ein bisschen heldenhafter eben”, sagst du mit einem Grübchen beim Lächeln.

Wie jedes Jahr bereite ich das Gastmahl.

“Was ist los?”

“Gab es nicht immer Kastanien und Kürbis?”

Ich schaue wenig schuldbewusst auf das Steak.

“Eine Form von Resistance.”

Neulich habe ich veganes Eis im Tiefkühlschrank gefunden. Brr.

Später gehen wir unter Blätter abwerfenden Bäumen entlang. Dieses Licht.

Ich zünde mir eine Feierabendzigarette an. Benson und Hedge, Fackel der Freiheit und so.

Nur eine am Tag.

Du schweigst.

Ich höre das raschelnde Laub unter deinen Schritten..

Schön, dass du bist, höre ich mich sagen und bitte: Nicht so viel Regen! Auch zwei Tornados sollten genügen.

‘Mal sehen”, sagst du. “Mal sehen, ich befürchte die lauen Zeiten sind vorbei.”

Willkommen Mr. Herbst.

Zeitzeugengedanken

Um ein paar Ecken bin ich eingeladen worden. Ich darf Schülern einer 9. Klasse unter der Überschrift: Demokratie,

etwas zum Leben in der DDR erzählen.

Vermutlich wird es mittlerweile schwieriger Zeitzeugen zum 9.11. 1938 zu finden. Das Thema liegt für mich eher obenauf an diesem speziellen Tag.

Was werde ich erzählen? Von heldischen Tugenden, stolz getragenen Uniformen, Idealismus, Kampf gegen den Klassenfeind zu dem merkwürdigerweise auch meine rauchende und Rotwein trinkende Großmutter gehörte. Vom Werfen eines F! Imitates im Sportunterricht.

Vom Altpapiersammeln für den Frieden, Pionierliedern wie:

von spät in der Nacht erzählten Partisanengeschichten, von Indoktrination, von Rebellion und “Flucht.”

Von Schulbildung die weitestgehend unabhängig war vom Elternhaus, vom Selbstbewusstsein der Ostfrauen im Zuge der geschaffenen Gleichberechtigung, von Polikliniken, Kinderbetreuung und Kultur für Alle.

Erzählen könnte ich auch von: Wer nicht für uns ist, ist gegen uns, von den veröffentlichten IM Listen der Stadt Halle, von Briefen die ihren Zielort nicht erreichten.

Es war nicht alles schlecht und nicht alles gut, aber die Idee die war ein Gegenentwurf zu einem System in dem der Mensch allein zum Konsumenten degradiert wird.

In der KN ein Beitrag über das neue Buch von Berhard Schlink die Enkelin.

https://www.tagesanzeiger.ch/die-menschen-lassen-sich-nicht-so-simpel-sortieren-736184582375

Werden- Dr. Faustus- Thomas Mann – Lesetagebuch – Die ersten 32 Likes sind Fakelikes

( und wurden von WordPress hinzugefügt. Schaut doch und bitte prüft ob ihr es dort lassen wollt. Missbrauch von Daten WordPress. …)

“Es gibt im Grunde nur ein Problem in der Welt, und es hat den Namen: Wie bricht man durch?

Wie kommt man ins Freie?

Wie sprengt man die Puppe und wird zum Schmetterling?”

( Zitat : Adrian Leverkühn, Dr. Faustus- Thomas Mann)

Sonntag mit kleinen Kosaken, Meer und Begriffsklärung

Begriffsklärung zum letzten Beitrag

“Inzitament kommt vom lateinischen incitare, was soviel wie “anstacheln, antreiben” bedeutet. Normalerweise sind damit philosophische Texte oder Phrasen gemeint, die helfen sollen, den eigenen Standpunkt neu zu revidieren, also zu überdenken. Eine Definition nach Hardenberg oder Lessing ist ungleich komplizierter.”

schrieb Michael Roland Riffel im Philosophieforum

Und sonst? : Mit Anna gefrühstückt und das Bewerbungsprozedere durchgegangen, später ein Besuch im Villenviertel Kiels, noch später am Meer.

Ein kleiner Kosake mit geschwungenem Säbel trat mir energisch in den Weg. Ohne Zweifel hatte er Abenteuer zu bestehen, seilte sich Abhänge hinab, der Karakatschan gesellte sich zu dem kleinen Helden. ” Wir kommen nie weit’ sagte der Vater. Sie wollen einfach spielen.”

Auf dem Rückweg etwas über polyphone Vertonungen von Psalmen gehört und mich gefreut, dass Dank Dr. Faustus v. Thomas Mann einige Begriffe keine böhmischen Dörfer mehr für mich waren, ich konnte folgen.

Ich teile Informationen immer, einfach nur um sie zu teilen. Darüber sann ich nach und über verschiedenes anderes auch.

Ich fahre jetzt alle Strecken, egal wohin, das Fahren ist überhaupt kein Problem und ich frage mich noch immer, wie es möglich gewesen ist, mich so lange selbst zu blockieren.