Es tut mir leid, dass du das in die falsche Kehle bekommen hast. Für dich ist es normal reisen zu können. Für mich nicht. Und ich reise gern wie du weißt. Ich bitte dich einfach, mir nicht allzuviel über Italien, Frankreich, Österreich zu schreiben. Ich leide unter der Beschränkung meiner Reisefreiheit.
Zur Literatur: Ich hab es mir fast gedacht, dass du in dem Besitz der Gesamtausgabe Friedrich Nietzsches bist.
Meine ersten Arbeitstage hier in Bautzen sind okay. Es ist völlig auf dem Land und meine Kolleginnen sind mehrheitlich ältere Frauen.
Unlängst war ich wieder in Prag und in Budapest auch. Ich hatte kaum noch Geld welches mir zum Umtausch zustand. Wir mussten uns entscheiden zwischen Essen und schlafen und haben uns für essen entschieden. Geschlafen haben wir in einem Hausflur im Schlafsack. am Morgen realisierten wir das da lauter Büros waren.
Ich suchte das kleine Cafe auf in dem wir damals zu viert gesessen hatten. Überhaupt versuchte ich die Tage von damals zu wiederholen. Du hast Recht. Der Hradschin ist wunderbar.
Meine Traurigkeit lässt nicht nach. Endlos schleppte sich der Zug zurück in die verhasste Heimat.
Letzter Tagebucheintrag DDR: 17.8. 1989
Die Sonne brennt die Erde aus. Meine Angst habe ich zusammen mit Ute und Franziska weggetrunken. Sie wissen von nichts.
Ich habe zu meinem Verbrauch noch 42 Mark . Nun lasse ich also alles hinter mir. Dieses Land, die Freunde. Ich will reisen, ich muss es riskieren. Ich liebe es den Rucksack mit dem wichtigsten Hab und Gut auf dem Rücken zu haben.
Letzte Zeilen. Ich räume alles aus. Ein scheußliche Gefühl. Ich vertraue Gott, wenn es ihn gibt. Er wird mich führen.
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