Samstag mit Heiligabend

” Denk dran die Träume” und die heiligen Nächte.”

Während ich darüber nachdachte, dass ich meinen eigenen, gewaltsamen Tod geträumt hatte, erklärte mir Karla auf englisch, warum sie die 12 heiligen Nächte für eine selbstgeschaffene Filterblase halten würde. Ich bin zu müde für deine Intelligenz, hatte ich abeinkend gesagt. Der Abend neigte sich zur Nacht.

Der seit Jahrzehnten wiederkehrende Traum, sei die Verbildlichung der Tötung des eigenen Potentials.” ( So sagte es d.)

Annas Erkrankung hatte dazu geführt, dass ich aus meiner Einsamkeit wiederkehrte und beschloss es irgendwie hinzubekommen, dieses Weihnachten 21. Wir legten die Waffen nieder. Die Drei und ich kochten. Anna , bestückt mit Wärmflasche und unter Schmerzmitteln machte mit uns ein Quiz über Rammstein. (Ich schnitt nicht gut ab)Bach, Händel, Aurora, Rammstein. Julius, so stellte ich erstaunt fest, war unterdessen erwachsen geworden. Sein sarkastisch er Humor war mir neu, liesse uns aber oft in Lachtränen ausbrechen. Wann ist das denn passiert?Das ihr erwachsen geworden seid ?”

Später kam x.zum Essen. Es gab Klösse ( steinhart- kann ich einfach nicht) , Ente zum Niederknien ( Julius), und eine sizilianische Torte zum Nachtisch( Karla) Anna hatte Kochverbot. Gemeinsame Bescherung gemeinsames Activity-Spiel, der Heiligabend blieb friedlich und im Grunde entspannter als alle gewesenen Heiligabende. Kurz vor Mitternacht stand ich in der eisigen Kälte vor dem Haus. Der Vorort lag still.

Irgendein Gefühl von Zufriedenheit.

Lese Werfel ( Die 40 Tage des Musa Dagh und ” Streik” von Ayn Rand.

4 Gedanken zu “Samstag mit Heiligabend

  1. Fröhliche Weihnachten! Von Powys über Werfel zu Ayn Rand, ich mag diese Lesefreude. Powys ist ein eigenartiges Lesevergnügen für mich. Er ist bescheiden in seiner Prophetie, eine eigenartige Mischung. Ich weiß nicht, ob ich irgendwann einmal Sätze wie “Rembrandt wird ebenso überdauern wie Beethoven […] aufgrund der Erhabenheit und Originalität […]” ohne innerlich zu erschaudern. Ich denke immer an die vielen, derer wir nicht gedenken, die vergessen, oder nie entdeckt worden sind. Doch die Emphase als Freude an den Werken verstehe ich. Sehr eigentümlich dennoch, für mich. Nun liegt wieder diese Ayn Rand auf meinem Tisch … also, was für eine Bescherung 😀 nochmals schönen Weihnachtsmorgen.

    • Fröhliche Weihnachten auch dir. Es gab für mich auch oft genau diese Textstellen bei Powy die mir Unbehagen bereiteten, aber ebenso oft fand ich auch viel, was mir etwas zu geben vermochte. Dieses Ideal vielleicht. Zu etwas Streben, für etwas leben. Was wirst du lesen von Ayn Rand. Ich werde bei meinem nächsten Besuch in Hamburg die Bücherhallen nach ihr absuchen. Aber vorerst will der Muss Dagh bewältigt werden. H.G.Welks und Cocteau liegen auch noch im Stapel. Ayn Rand macht mir etwas Angst . Ich vermute sie vermag mich mehr zu faszinieren als mir lieb ist.

      • Ich stimme zu. Ist es aber nicht eigenartig, dass die, die nach diesem Ideal streben, die Künstler und Künstlerinnen, so etwas meist nicht sagen? Die Inspiration selbst genügt sich im Schaffen. Sie benötigt keine Vergleiche, kein Rangurteil, kein Bewerten. Für mich stehen Kunstwerke wie Menschen für sich. Kultur fängt für mich dort an, wo ich keine Rangordnung erstelle – wo ich das Pfeifen des Bauern auf dem Feld würdige, genieße, wie Mozart in der Oper, solange beide in sich ruhen und sich an ihrer Melodie erfreuen 🙂 … vielleicht lese ich Ayn Rand “Streik”, ich habe “We The Living” teilweise gelesen. Was ich an Ayn Rand mag, ist, dass intensiv, überzeugt gewesen ist, aber dies hat seinen Preis, nämlich die Komplexität abzuwehren, die innergesellschaftliche Prozesse auszeichnen. Bei Rand hört sich Gesellschaft an wie “Animal Farm” und da ist mir “Animal Farm” mit seinem mythischen fabelhaften Ton lieber, aber vielleicht muss ich erst einen Zugang finde.

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