“Manche von den Leuten, die mit ihren freien Stunden nichts anzufangen wissen, haben aus ihrer persönlichen Not eine gesellschaftliche Tugend gemacht-sie organisiert. Sie organisiert nicht etwa um eines Ergebnisses Willen, nicht etwa zu dem Zweck, daß etwas Neues entstünde….”
“Woran aber denkt Paul Zacharias an jenen seltenen Tagen, in jener zählebigen Stunde, da ihn die Einsamkeit ebenfalls mit der Grenzenlosigkeit der Welt, in der dies winzige, zerbrechliche Menschenleben sich müht, sich quält…” Werner Bräunig Rummelplatz-
“Tut mir leid, sie beim Lesen zu stören:”
“Macht nichts”, sage ich, “Bin ja nicht vorrangig zum Lesen hier.” Endlich durchbricht Licht den bisher verdunkelten Himmel. Wir müssen sehen, ob wir sie zur Blutspende zulassen können. Bevor wir den Fragebogen durchgehen, darf ich fragen was sie lesen?”
“Rummelplatz” von Werner Bräunig. “Kenne ich nicht, worum geht es?”
Nachkriegsliteratur sage ich und “DDR”,, Verbot und Wiederentdeckung.
“Wenn du dich nicht zu Tode gesoffen hättest mit 42, wärest du heute vielleicht Nobelpreisträger”, denke ich. Von Zeit zu Zeit unterhalte ich mich mit meinen Büchern. Ich finde das merkwürdig, aber noch nicht bedenklich.
Einer der aufstieg vom Dasein im Jugendwerkhof, Wismut-Uranabbau, Bitterfelder Weg- schreibender Arbeiter, Studium in Leipzig und der fiel. In Ungnade. Man wollte den Menschen beschrieben wissen-als Möglichkeit zum Heldischen. Die Realität hatte dem Mythos Untertan zu sein. “
Später trinke ich Cappuccino, lese im Vorraum – ich höre von einem Großvater, der aus Geldmangel bei der Fremdenlegion diente, höre von Rentenplänen, Jugendarbeit, Wetter.
Auf dem Nachhauseweg-ein klares Licht liegt über der Stadt. Scheint auf den Kleinen Kiel, auf den Hiroshimapark, auf das Rathaus. Am 103. Tag habe ich Urlaub und etwas zum ersten Mal gemacht.